Schlafen auf dem Betonboden
Journalisten/innen ist die Besichtigung der Zellen-Baracken untersagt. Zu einem Interview werden Fortune und David in ein Nebengebäude gerufen. In geduckter Haltung betreten sie den Raum, schleichen zur Wand und hocken sich auf den Boden. Ihre Kleidung ist zerschlissen, keiner von ihnen trägt Schuhe. Die Gefangenen stehen oder sitzen in der sengenden Hitze auf dem großen Lehmplatz ohne Bäume, der von mehreren hohen Stacheldrahtzäunen umgeben ist. Sie warten auf das Ende des Tages, damit sie zurückkehren können in die Betonbaracken. Das sind die Gefangenenzellen.
Dort schlafen Fortune und David mit 120 Menschen in einem fünf Meter breiten und sechs Meter langen Raum – auf dem Betonboden, ohne Unterlagen liegen sie nur auf Decken auf dem baren Boden. Sie liegen mit ihren Köpfen auf der Schulter ihres Gegenübers, wie Sardinen aneinander gepresst – wenn sich einer dreht, müssten sich alle drehen. Als Newcomer müsse man in einer Reihe in der Mitte des Raumes schlafen. „Aber man kann aufsteigen: Wer länger im Gefängnis ist, darf an den Wänden schlafen“, sagt Fortune. Morgens um sechs Uhr wachen sie mit schmerzenden Knochen auf. Essen gibt es einmal am Tag: Nsima, Maisbrei, mit Bohnen. Wie viel? Fortune formt mit seinen beiden Händen eine flache Kuhle. „Aber das Nsima ist zu weich. Es ist zu viel Wasser drin, man wird nicht satt“, fügt er mit leiser Stimme hinzu.
Kein Anwalt, keine Zukunft
Keiner der beiden Callboys hatte in dem Prozess vor Gericht einen Anwalt. Wussten sie denn, dass sie das Recht auf einen von der Regierung bezahlten Anwalt haben? „Nein“, sagt Fortune. „Das war das erste Mal, dass wir vor Gericht standen. Wir wissen nicht, wie das abläuft oder welche Rechte wir haben. Wir haben versucht, uns selbst zu verteidigen.“ Weil sie die Strafe von rund 80 Euro nicht zahlen konnten, kamen sie für zwei Monate ins Gefängnis.